Wissenschaft im 15. Jahrhundert

 

Um den Kontext des 15. Jahrhunderts zu verstehen, muss man zuerst einmal die Weltbevölkerung betrachten. Es gibt verschiedene Schätzwerte, die ihre Zahl am Anfang des 15. Jahrhunderts auf 350 bis 374 Millionen Menschen und gegen Ende auf 425 und 540 Millionen Menschen beziffern.[1]

Das Problem mit dem Julianischen Kalender

Während des 15. Jahrhunderts spürte man schon die Auswirkungen des Julianischen Kalenders. Das Problem an diesem Kalender war, dass das Jahr auf 365,25 Tage festgelegt worden ist. Die tatsächliche Dauer eines Sonnenjahres ist aber 365,2422. Dadurch ergab sich ungefähr alle 128 Jahre eine Abweichung um einem Tag, der zu viel war.[2] Da der Kalender um ca 45 v. Chr. von Julius Caesar (100 v.Chr. – 44 v. Chr.) eingeführt worden war, addierten sich die Tage merklich auf, wodurch im 15. Jahrhundert schon eine Abweichung von ca. 12 Tagen entstanden war. Natürlich merkten dies die Menschen, da sich Probleme beim Berechnen des Osterdatums ergaben.[3]

Die erste bekannte Person, die eine Kalenderreform durchsetzen wollte, war Papst Sixtus IV. Deswegen lud er Regiomontanus 1475 nach Rom ein, um den Kalender zu überarbeiten und eine Lösung für das Problem zu finden.[4] Jedoch verstarb Regiomontanus im Jahre 1476 in Rom, ohne etwas in der Kalenderreform bewirken zu können. Es dauerte weitere 100 Jahre, bis 1582 der Julianische Kalender auf den Gregorianischen Kalender umgestellt wurde.[5]

Buchdruck

Wichtig in diese Zeit einzuordnen ist die Erfindung des Buchdrucks in Europa um ca. 1450 durch Johannes Gutenberg (1400 – 1468). Seine revolutionäre Idee, durch Verwendung von beweglichen Metall-Lettern verschiedene Texte drucken zu können, verbreitete sich in Europa sehr schnell.[6] Anzumerken ist, dass es diese Technik schon vorher in China gab, dies aber Gutenberg nicht bekannt war. Um 1469 erreichte der Buchdruck auch Nürnberg. Regiomontanus griff diese Technologie auf und eröffnete 1471 seine eigene Druckerei in Nürnberg, um seine Tabellen und anderen Werke zu vervielfältigen.[7]

Bekannte Vertreter dieses Jahrhunderts

Während dieser Jahrhunderts ist auch eine der bekanntesten und wichtigsten Personen der Geschichte geboren worden. Es handelt sich um Leonardo da Vinci (1452 – 1519), den wohl berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten. Zu seinen Errungenschaften zählt auch das bis heute bekannteste Bild, die Mona Lisa. Seine Arbeiten umfassten eine unglaublich große Anzahl an Gebieten. Er konstruierte Fluggeräte, betätigte sich als Maler, Wissenschaftler und beschäftigte sich auch mit der Anatomie des Menschen.[8] Zu letzterem Thema ist noch anzumerken, dass es damals kein offizielles Verbot der Kirche bezüglich der Sezierung von Leichen gab. Ganz im Gegenteil, Papst Sixtus IV. erlaubte das Sezieren von Leichen zum Studieren der menschlichen Anatomie sogar ausdrücklich.[9]

Ein weiterer Vertreter dieses und des nächsten Jahrhunderts ist Nikolaus Kopernikus. Ihm wird die Erstellung des heliozentrischen Weltbilds, auch bekannt als kopernikanisches Weltbild, zugeschrieben. Der Unterschied zum damals vorherrschenden geozentrischen Weltbild bestand darin, dass nicht mehr die Erde im Zentrum stand, sondern die Sonne. Diese revolutionäre Theorie wurde sogar indirekt durch Regiomontanus angestoßen. Durch die Übersetzung des Almagest von Ptolemäus ins Lateinische konnte sich Kopernikus mit den Theorien von Ptolemäus beschäftigen.[10] Hier wuchsen wahrscheinlich auch seine Zweifel am herrschenden Weltbild.[11] Sein neues Weltbild stellte er in seinem 1543 erschienenen Buch „De revolutionibus orbium coelestium“ (Über die Umläufe der Himmelskörper) dar. Es wird vermutet, dass er mit der Veröffentlichung bis kurz vor seinen Tot wartete, da er Spott von anderen Astronomen fürchtete.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ereignete sich eine der bekanntesten Entdeckungen der Geschichte. Es handelt sich um die Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus. Ein wenig bekannter Aspekt ist, dass Regiomontanus mit seinem Werk Ephemerides wichtige nautische Tabellen für den Zeitraum von 1475 bis 1506 lieferte. Sowohl Kolumbus als auch der Namensgeber Amerikas, Amerigo Vespucci, bedienten sich dieser Tabellen für ihre Seefahrt.[12]

Um die gleiche Zeit entstand der erste Globus von Martin Behaim, das kurz zuvor entdeckte Amerika fehlt darauf jedoch noch.[13] Dieser kann im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg begutachtet werden.

Wissenswege

Wissenswege im 15. Jahrhundert

Quellen:

[1] United States Census Bureau (Link)

[2] CSEY - Das Problem mit dem julianischen Kalender (Link)

[3] Time and date - Osterdatum berechnen (Link)

[4] Carl Bossut, N. Th. Reimer (trans.), Versuch einer allgemeinen Geschichte der Mathematik (1804), p. 351 (Link)

[5] Time and date - Der gregorianische Kalender (Link)

[6] Planet Schule - Johannes Gutenberg und der Buchdruck (Link)

[7] Historisches Lexikon Bayerns - Buchdruck (15./16. Jahrhundert) (Link)

[8] Planet Wissen -  Leonardo da Vinci - Das Universalgenie (Link)

[9]  Dr. med. Kurt W. Becker, Anmerkungen zur Geschichte der anatomischen Sektion (Link)

[10] Martin Carrier, Nikolaus Kopernikus (Link)

[11]Dieter B. Herrmann, Die Harmonie des Universums - Von der rätselhaften Schönheit der Naturgesetze (Link)

[12] J. Peter Hosemann, Auf Dem Weg Zur Erklärung der Welt: Meilensteine der Physik und Astrophysik (Link)

[13] Historisches Lexikon Bayern - Globus des Martin Behaim (Link)